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http://140.128.103.80:8080/handle/310901/29914
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Title: | Exzessive Expressivität? Arno Schmidts Zettel’s Traum |
Authors: | Demir, Meryem Ilknur |
Contributors: | 外國語文學系 |
Keywords: | Schriftbildlichkeit Materialität (der Schrift) Materialität (der Schrift) Lesbarkeit Ambivalenzen Subversion |
Date: | 2017-07-11 |
Issue Date: | 2017-11-28T08:28:11Z (UTC)
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Publisher: | 東海大學:外國語文學系 |
Abstract: | Mit seinen ver-rückten Schreibverfahren bewegt sich Arno Schmidt in einer Ausdruckszone der Störung, der „materielle[n] Diskontinuität“ (Kristeva 102) wie es Julia Kristeva in La révolution du langage poétique (1974) formuliert. Ihr produktiver Effekt funktioniert allerdings erst durch den Bezug auf ein die Repräsentation bedingendes, kohärentes Artikulationssystem. Indem Schmidt dieses durch seine experimentelle Text-Arbeit partiell durchbricht, gewinnt er Deutungsmacht darüber. Entgegen dem Diktat von Sprache, Ort und Zeit, fließen in zeichenhaft neugeordneten Sinn-Räumen sprachlich heterogene Bereiche ineinander und bringen eine ‚extreme Ausdrucksweise‘ hervor, die jeglichem Sprachkonventionalismus und seinen eingeschliffenen Wahrnehmungsschwellen entgegenarbeitet. Die Dynamik seines Monumentalwerks Zettel’s Traum (1970) basiert auf Abweichungen, Ambivalenzen und Uneindeutigkeiten und somit auch auf immerwährenden Verschiebungen von Sinn, die das Denken und die Wahrnehmung des Sinns überhaupt erst ermöglichen. Zettel’s Traum zerstört damit nicht nur die Illusion objektiv gültiger Interpretationen, er hebt auch Lektüre als einen Modus gesteigerter Aufmerksamkeit und Reflexion hervor.
Schreiben ist nicht nur eine Gedanken richtende, nach innen gewandte, sondern auch eine Gedanken aus-richtende, nach außen gewandte, politische Geste, mit der Schmidt auf das affirmative Regime standardisierter Codes reagiert, das über eine Bedeutungsregulierung die kognitive Erfahrung, dass Sinn von Zufälligkeit bedroht ist, zu domestizieren versucht. Über seine Schreibweise(n) legt er offen, dass Strukturen subjektiven Verstehens sich nicht allein auf institutionalisierte Diskurse und Regime beschränken und demonstriert, wie sich Gegendiskurse und Gegenregime entwerfen lassen. So gelingt Schmidt sowohl der Generalangriff auf eindeutiges Verstehen und das konsumierende, passive Bewusstsein als auch ein ästhetischer Frontalangriff auf das gesellschaftliche Realitätsprinzip – und damit auch auf Kategorien wie Wahrheit, Geschichte und Identität. Schmidt geht es also nicht um eine Politik der Programme und Parteien, sondern um den Aufbruch der ‚verpanzerten Wahrnehmung‘, d.h. um eine Kritik konventioneller Wahrnehmungsmuster und überkommener Wirklichkeitsvorstellungen. Das Subversive indes erhebt den Anspruch, in der Form, in diesem von konventionalisierter Kommunikation unabhängigen Sprachraum, sich zu vollziehen. Weist es auch in seiner Fiktionalität auf die Irrealität eines solchen Anspruchs hin, ist nicht auszuschließen, dass gerade in seinem Vollzug die Möglichkeit zur Veränderung liegt. |
Relation: | Interplay: A Journal of Languages, Linguistics, and Literature |
Appears in Collections: | [外國語文學系所] 期刊論文
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